Immer wieder starrte ich auf die Uhr über der Tür meines
Büros. Die Zeit wollte einfach nicht vergehen. Umso erlösender war der Moment,
als die Zeiger endlich auf halb 2 standen. PC herunterfahren, Tasche schnappen,
ein flüchtiges „Tschüss“ an die Kollegen und im Eilgang zum Parkplatz, wo mein
Kumpel Daniel mit dem bereits am Vortag gepackten Auto wartete. Ich hatte die
Beifahrertür noch nicht komplett geschlossen, fuhr er - geleitet von seiner
Vorfreude - mit quietschenden Reifen Richtung
Autobahn.
Über die Pfingstfeiertage sollte es losgehen: dem
Alltagsstress entfliehen und einfach die Seele baumeln lassen. Vier Tage
standen uns zur Verfügung um unsere ersten Erfahrungen an einem neuen Gewässer,
einem Stausee in Frankreich, zu sammeln. Natürlich informierten wir uns vor dem
Trip ausgiebig über die vorherrschenden Gegebenheiten wie Ufer- und
Unterwasserstruktur, die ausgewiesenen Nachtangelplätze und die derzeitigen
Wasserstände des Gewässers.
Doch selbst diese umfassenden Vorbereitungen sollten am Ende
vergebens gewesen sein …
Schnell haben wir Deutschland über die französische Grenze
verlassen und betraten nun das gelobte Land. Das Kleingeld wurde schnell in den
Münzeinwurf der Mautstationen geworfen, denn selbst diese Stopps von nur
wenigen Sekunden steigerte unsere Ungeduld, endlich am Wasser anzukommen.
Nach ca. 3,5 Stunden sahen wir dann zu unserer Linken endlich
das azurblaue Wasser des Sees.
Wir fuhren relativ zügig an dem Ufer vorbei, denn unser ausgesuchter Angelplatz befand sich am gegenüberliegenden Süd-Ost-Ufer. Schnell machte sich Ernüchterung breit, als wir das olivgrüne Zweimannzelt schon aus der Ferne auf unserem Wunschplatz sahen.
Wir fuhren relativ zügig an dem Ufer vorbei, denn unser ausgesuchter Angelplatz befand sich am gegenüberliegenden Süd-Ost-Ufer. Schnell machte sich Ernüchterung breit, als wir das olivgrüne Zweimannzelt schon aus der Ferne auf unserem Wunschplatz sahen.
„Ok, was soll’s“ dachten wir uns. Jetzt bloß nicht die Laune
verderben lassen. Wir parkten das Auto und liefen um den See, um uns die
anderen Plätze anzusehen. Als wir dann sahen, dass alle anderen Plätze wegen
Hochstau des Sees unter Wasser lagen, musste ein neuer Plan her. Schon im
Vorhinein suchten wir uns ein Plan-B-Gewässer aus. Schnell öffnete ich die
Karte auf meinem Handy und suchte nach dem anderen „blauen Flecken“, ließ die
Route berechnen und war erleichtert, als das Handy nur „12 Minuten“ anzeigte.
Also ab ins Auto und ein Stück weiter Richtung Süden.
An dem Ausweichgewässer angekommen, bemerkten wir, dass keinerlei Straße - ja nicht mal ein befahrbarer Waldweg - um den See herumführte. Somit war es uns unmöglich festzustellen, ob unser anvisierter Platz noch frei ist.
Doch wir wollten nicht noch mehr Zeit verlieren und endlich
unsere Eisen ins Feuer bringen! Also überlegten wir nicht lange, beluden das
Schlauchboot mit unserem Tackle, banden es hinter die Falte und ruderten los.
Nach ca. 15 Minuten sahen wir die erste ausgewiesene Nachtangelzone. Zu unserer
Freunde war diese noch frei. Doch diese Stelle hatten wir uns vorher nicht
ausgesucht, denn diese war am Südufer und somit dem Westwind abgewandt. Somit
paddelten wir noch ca. 50 min weiter, bis wir endlich das Ostufer vor Augen
hatte. Und auch hier machte sich zunächst Enttäuschung breit, denn bereits 3
Camps waren an diesem Ufer errichtet.
Am Festland
angekommen, verschafften wir uns zunächst einen genaueren Überblick. Dabei
bemerkten wir schnell, dass noch genug Platz vorhanden war, auf dem wir uns
ausbreiten könnten. Wir besuchten 2 Holländer rechts von uns und unterhielten
uns in einem Deutsch-Englisch-Mischmasch mit Ihnen. Sie erwiesen sich als sehr
sympathisch, was uns dazu brachte, unser Tackle auf der besagten Stelle,
zentral zwischen den Jungs und einem anderen Camp, abzuladen.
Mittlerweile war es bereits 21 Uhr und die Dämmerung war
schon weit fortgeschritten. Routiniert bauten wir unser Bivvy auf, beköderten
unsere Ruten und warfen diese nach etwas Abklopfen des Bodens einfach in
verschiedene Distanzen geradeaus. Geschlaucht von der langen Fahrt, der
spontanen Planänderung und der über einstündigen Ruderfahrt, war nicht mehr an
eine ausgiebige Spotsuche zu denken. Dies haben wir uns für den nächsten Morgen
aufgehoben.
Nach den Aufbauarbeiten bekamen wir Besuch von den beiden
holländischen Jungs, die unserer Einladung auf ein gemeinsames Bier gerne
nachkamen. Von Ihnen erfuhren wir dann, dass sie bereits 3 Tage zuvor am See
angekommen waren und es in den letzten 72 Stunden um mehr als 10°C wärmer war.
Dies scheint die Karpfen dazu bewegt zu haben, sich im Schongebiet zum
Laichgeschäft zu versammeln. Doch ein rapider Temperatursturz in der letzten
Nacht kühlte das Wasser so stark ab, dass dies es den Fischen unmöglich machte,
ihr Liebesspiel zu vollziehen. Auch die Sicht auf die Vorhersage lies keine
Wetterverbesserung erwarten.Kurz und knapp: Die Voraussetzungen hätten
schlechter nicht sein können. Doch aufgeben war für uns keine Option. Wir sahen
die vorherrschenden Bedingungen als Herausforderung!
Nach einem netten Plausch mit unseren Nachbarn, dem Genießen
einer wunderschönen Nachtkulisse und 2-3 Bier später, verkrochen wir uns gegen
02:00 Uhr in unsere Schlafsäcke.
Als ich am nächsten Morgen den Reißverschluss des Zeltes
öffnete, bot sich mir ein herrliches Bild.
Der wunderschöne Sonnenaufgang, eine leicht wellige Wasseroberfläche und eine unvorstellbare Ruhe. Dieser Anblick ließ mich nach der aktionslosen Nacht und den miesen Nachrichten am Vorabend wieder neuen Mut für die nächsten Tage schöpfen.
Der wunderschöne Sonnenaufgang, eine leicht wellige Wasseroberfläche und eine unvorstellbare Ruhe. Dieser Anblick ließ mich nach der aktionslosen Nacht und den miesen Nachrichten am Vorabend wieder neuen Mut für die nächsten Tage schöpfen.
Daniel machte uns einen kräftigen italienischen Kaffee, wir
frühstückten eine Kleinigkeit und kurbelten im Anschluss unsere Ruten aus dem
Wasser, um sie nun auf ausgewählten Spots erneut abzulegen. Während Daniel
seine Montagen in Ufernähe hinter einer Krautbank ablegte, wollte ich die
gegenüberliegende Uferseite befischen. Somit fanden zwei meiner Ruten, beködert
mit je zwei 15mm Zado Maso Sinker in ca. 250m Entfernung in der
gegenüberliegenden Bucht ihren Platz. Die beiden anderen Ruten fischte ich mit
einem pink aufgepoppten 20mm McLiver Boilie
und 2 Tigernüsse vor dem eigenen
Ufer in 2,5 und 4 Meter Wassertiefe. Mit kochendem Wasser übergossen, etwas
Hanföl drüber und ein wenig Panade obendrauf. Um für etwas mehr Aktion auf
meinen Spots zu sorgen gebe ich gerne einen Mix aus Groundbait und
verschiedenen Boilies und Partikelmix (Mais, viel Hanf, Tigers, Weizen und
Kidney Bohnen)
Bis zum nächsten Morgen schwiegen unsere Bissanzeiger, als
Daniel’s DS3 dann gegen 8 Uhr ein paar einzelne Pieper von sich gab. Er nahm
die Rute auf, spürte kaum Gegenwehr und wenige Sekunden später bestätigte sich
seine Vermutung… eine ca. 2 kg schwere Brasse wurde noch im Wasser abgehakt.
Auch wenn diese erste Aktion nicht unseren Zielfisch zum Vorschein brachte,
hatten die Fische anscheinend wenigstens einen unsere Futterplätze entdeckt.
Diese Theorie wurde im Laufe des Tages auch immer wieder durch Einzeltöne aus
der Funkbox bestätigt.
Dieses Gewässer schien jedoch nicht nur einen guten Karpfen-,
sondern einen mindestens genauso guten Raubfischbestand zu beherbergen. Dies
äußerte sich durch die etwa 15 Spinnfischerboote, die morgens ihre Kreise auf
dem Wasser zogen; zu allem Überfluss auch genau über meinem Spot am
gegenüberliegenden Ufer. Auch meine orangenen H-Bojen schienen sie keinesfalls
zu interessieren.
Ein Trost blieb: Sie verfingen sich zum Glück nicht in meinen abgesenkten Schnüren.
Ein Trost blieb: Sie verfingen sich zum Glück nicht in meinen abgesenkten Schnüren.
Abends besuchten uns die Holländer erneut. Auch bei ihnen brachte
die Nacht lediglich Beifang. Wir unterhielten uns in gemütlicher Runde bis in
die späten Abendstunden hinein, als plötzlich „PIIIIIIIIIIEP“… doch das
Geräusch war viel zu leise, als dass es von unseren Bissanzeigern stammen
könnte. Nach einem kurzen ungläubigen Blick sprangen die beiden Nachbarjungs
auf und rannten zu ihren Ruten. Wir hinterher. Nach kampfstarkem Drill landeten
wir in Gemeinschaftsarbeit einen makellosen Schuppi mit 15,5 kg. Darauf stießen
wir zusammen an. Neue Euphorie machte sich bei allen Beteiligten breit. „Da
geht noch was! Die Jungs fressen wieder“.
Doch das Einzige, was in der kommenden Nacht bei uns lief,
war ein kleiner frecher Siebenschläfer, der zu mir in den Schlafsack, ja sogar
in die Bauchtasche meines Zado-Hoodies kroch und mir dadurch einen riesigen
Schrecken einjagte. Reflexartig schleuderte ich das „fellige Etwas“ im
Halbschlaf aus dem Schlafsack und suchte hektisch meine Kopflampe. Und da saß
es nun… eingeschüchtert und verstört von dem plötzlich unsanften Rauswurf aus
dem warmen Schlafgemach. Von Schüchternheit keine Spur, machte sich der kleine
Racker über die Essensreste auf einem Teller des Vorabends her. Nach seinem
Festmahl entließen wir ihn dann wieder in die Freiheit. Wir lagen noch lange
danach wach und schmunzelten über den Vorfall.
Dies sollte auch die einzige „Aktion“ der Nacht gewesen sein. Am letzten Morgen weckte mich der aromatische Duft, der aus Daniels Espressokännchen strömte. Auch sein Gesichtsausdruck war eher niedergeschlagen als hoffnungsvoll. Nach dem Frühstück fingen wir langsam damit an, unser Camp abzubauen. Zum Schluss holten wir die Montagen mit schnellen Kurbelumdrehungen ein, damit sich nicht noch mehr Kraut in der Schnur verfangen konnte.
Bei der letzten Rute entpuppte sich das vermeidliche Krautbüschel am Rig als kapitales Rotauge. Wie lange dieses bereits an dem mit den ZadoMaso bespickten Haken hing und wieso der Pieper keinen Mucks von sich gab, blieb mir ein Rätsel. „Siehst du, wenigstens nicht geblankt“ witzelte Daniel ironisch.
Dies sollte auch die einzige „Aktion“ der Nacht gewesen sein. Am letzten Morgen weckte mich der aromatische Duft, der aus Daniels Espressokännchen strömte. Auch sein Gesichtsausdruck war eher niedergeschlagen als hoffnungsvoll. Nach dem Frühstück fingen wir langsam damit an, unser Camp abzubauen. Zum Schluss holten wir die Montagen mit schnellen Kurbelumdrehungen ein, damit sich nicht noch mehr Kraut in der Schnur verfangen konnte.
Bei der letzten Rute entpuppte sich das vermeidliche Krautbüschel am Rig als kapitales Rotauge. Wie lange dieses bereits an dem mit den ZadoMaso bespickten Haken hing und wieso der Pieper keinen Mucks von sich gab, blieb mir ein Rätsel. „Siehst du, wenigstens nicht geblankt“ witzelte Daniel ironisch.
Wir beluden die Boote, verabschiedeten uns von unseren
holländischen Freunden und fuhren Richtung Slipstelle. Nun allerdings mit dem
E-Motor, denn Batteriekapazität hatten wir in den letzten Tagen, bedingt durch
das seltene Neuablegen der Montagen, ja gespart. Trotz denkbar schlechter
Wetterverhältnisse und wenig Fischaktion war es ein toller Trip! Wir sammelten
jede Menge Informationen über das neue Gewässer, lernten nette Menschen kennen
und hatten einfach eine entspannte Zeit am Wasser. Für uns steht fest: Wir
kommen wieder!
Spontan entschlossen wir uns dazu,die letzte verbleibende
Nacht an einem kleinen Privatsee eines Bekannten zu verbringen, um dort unsere
„Karpfen-Akkus“ wieder aufzuladen. Nach einer knapp vierstündigen Fahrt
erreichten wir das Waldgrundstück und plauderten zunächst eine Zeit lang mit
dem 78-Jährigen Eigentümer Emil, der uns anschaulich einige seiner Geschichten
erzählte.
Danach luden wir nur das nötigste Tackle aus dem Auto und
brachten unsere Ruten in das etwa 2 Hektar kleine Gewässer. Eine Rute beköderte
ich erneut mit einem Zado Maso Sinker und die andere mit Tigernüssen. Noch keine
Stunde später: Run auf meiner Boilie-Rute. Ein kleiner, aber hübscher Schuppi
hatte sich meinen Köder gekrallt. Schnell entließ ich den Kleinen wieder in
sein Element, beköderte die Rute neu und warf sie an den vorherigen Platz.
In der Nacht ertönten immer wieder einzelne Töne aus unseren
Receivern, aber wir konnten keinen weiteren Fisch haken (dachte ich zumindest).
Am nächsten Morgen wurden wir dann vom erneuten Aufheuleneines Bissanzeigers
wach.Diesmal hatte Daniel einen Lauf. Nach kurzem und knackigen Drill landete
erneut ein kleiner Schuppi in den Maschen des Keschers.
Nachdem dieser Fisch nach einer kleinen Fotosession auch
wieder freigelassen wurde, erzählte mir Daniel, er habe gegen 3 Uhr nachts
einen kleinen Spiegler fangen können. Davon habe ich schlaftrunken jedoch
leider nichts mitbekommen…Bevor wir unser Tackle wieder im Bus verstauen
konnte, kam während des Abbaus noch eine erfreuliche Whats App reingeflattert….
Michel, einer der beiden Holländer die wir kennen gelernt hatten, konnte einen
22kg Schuppi landen und ein dicker Spiegler wurde auch noch gefangen – auf
einem unserer alten Spots – als wir gerade abgereist waren…That´s Life!
Im weiteren Verlauf dieses Tages konnten wir noch zwei
weitere kleine Schuppenkarpfen landen. Somit erlebten wir für unseren Trip doch
noch ein Happy-End.
Recht herzlichen Dank
noch an Daniel Pfeiffer, der tatkräftig zum Erstellen dieser Zeilen beigetragen
hat und an Zado Baits.
Torsten Usner