Freitag, 22. Mai 2015


                     Es gibt Tage da gewinnt man...
 
 

... und es gibt Tage da verliert man. Doch genau diese Tage sind es die uns Karpfenangler zu Höchstformen kommen lassen. Fieberhaft wird die Quelle des Scheiterns gesucht: lag es am Wetter, am falschen Rig oder doch an der zu günstig gekauften Rute? Eines kann ich euch versichern: die billige Rute war es nicht die keinen Fisch brachte. Auf jeden Fall zermartert man sich den Kopf warum die Abhakmatte noch immer trocken ist und sich auf den ausgelegten Ruten schon Spinnweben gesammelt haben.

Andererseits gibt es aber auch Tage an denen man gewinnt. So geschehen bei mir, im Mai diesen Jahres:

Wie immer hatte ich wenig Zeit um erholsame Stunden am Wasser zu verbringen, doch ich schaufelte mich für eine Nacht frei um mein Glück zu versuchen. Von Bekannten wusste ich, dass sich aufgrund der steigenden Wassertemperatur die Karpfen bereits im seichten Bereich des Sees sammelten um dort zu laichen. Leider war es mir nicht möglich diesen Bereich zu befischen. Da das Gewässer sowieso spärlich besetzt ist, sanken meine Erwartungen erfolgreich zu sein, gegen Null. Trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit einen ans Band zu bekommen immer noch höher als zuhause auf der Couch.

Am Wasser angekommen, bemerkte ich sogleich das die Schleien schon mit dem Laichen begonnen haben. Immer wieder konnte ich riesige Exemplare in Ufernähe erblicken. Und plötzlich gesellte sich zu den umher schwimmenden Schleien eine Gruppe von vier Karpfen, darunter auch zwei kapitale. Anscheinend hatte es ein paar Karpfen noch immer nicht in den seichten Bereich verschlagen. Meine Hoffnung auf Fisch fand aufgrund dieser Sichtung wieder ein wenig Nährboden.

Die Spotsuche gestaltete sich diesmal als ein wenig schwieriger, da sich am Gewässergrund eine flächendeckende Algenschicht ausgebreitet hat und ohne Unterwasserkamer wird es dann schon spannend einen sauberen Platz, ohne Algen, zu finden. Nichts desto trotz gelang es mir fünf (mehr oder weniger) erfolgversprechende Plätze zu finden, welche ich dann mit Zado Baits Himbeer-Fish Boilies befütterte. Die Futtermenge hielt sich in Grenzen: 3-4 Hände voll Kugeln pro Spot sollten genügen. Zu viel Futter am Spot bringt nämlich meist nur (in diesem Gewässer) unerwünschte Graser. Als Hakenköder wählte ich abwechselnd Himbeer-Fish Boilies in Kombination mit einem halben Bananen-Dumbell und einem Bananen-Dumbell am Pop-Up Rig.
 
                                         
                                          Himbeer Fish mit meinen fertigen Rigs
Meine Rigs halte ich immer so simpel wie möglich und verändere oder experimentiere nur ungern. Wichtig ist mir ein scharfer Haken und stabiles, zuverlässiges Vorfachmaterial.
 
 
Kurz vor 20:00 Uhr war ich mit all meinen Ruten fertig und das Warten konnte beginnen. Ich hatte einen sehr unruhigen Schlaf und wachte immer wieder auf. Nicht so jedoch um 4:30 Uhr, denn da meldete sich mein RX mit vereinzelten Piepern. Graser-Alarm. Ich nahm die Rute auf, jedoch kurbelte ich nur meine leere Montage ein. Nach einem kurzen Check und keinerlei ersichtlichem Mangel beförderte ich die Rute wieder an die Uferkante. Zurück im gemütlichen Bedchair konnte ich nicht mehr einschlafen. Die Vögel begannen bereits zu zwitschern und ein paar Enten lieferten sich einen lautstarken Territorialkampf. So verging die Zeit und in Gedanken suchte ich bereits, wie oben erwähnt, nach der Ursache für meinen bevorstehenden Blank, denn die Nacht war ja bald vorüber und am Vormittag musste ich ja schon wieder die Zelte abbrechen. So in Gedanken verloren musste mich dann wohl doch der Schlaf übermannt haben denn um 7:30 Uhr riss mich der Dauerton meines RX unsanft aus dem Schlaf. Wie ferngesteuert und nahm die Rute auf und stieg ins Boot. Dies geschieht meist wie in Trance, denn es dauert immer ein-zwei Minuten bis das Adrenalin sich in meinem Körper ausgebreitet hat. Ich fuhr mit höchster Motorenstufe dem Fisch hinterher, wobei ich auf den ersten 20 Metern keine Schnur einholte, da der Fisch wie von der Tarantel gestochen abfuhr. Endlich, nachdem ich ihn endlich einholen konnte und die ersten Meter Schlagschnur auf der Rolle hatte, begann ich mit dem Drillen des Fisches. Beim ersten Kontakt bemerkte ich schnell dass es sich hier nicht um einen Graser handelte. Die Spannung stieg und meine Knie begannen ein wenig zu zittern. Als der Fisch das erste Mal aus den Tiefen zum Vorschein kam, sah ich sofort das es sich um einen Guten handelt. Ich öffnete ein wenig meine Bremse, denn ich befand mich im Freiwasser wo weit und breit kein Hindernis zu sehen war, deswegen ging ich lieber auf Nummer sicher und drillte den Fisch relativ vorsichtig aus. In dem Moment in dem sich die Keschermaschen über dem Fisch schlossen stieß ich einen Freudenschrei gen Himmel. Zur Erklärung: in den vergangen zwei Jahren brauchte es mindestens zehn Nächte bis ich meinen ersten Karpfen in diesem Gewässer feiern konnte. Heuer sollte mir dies schon in der dritten Nacht gelingen.

Überglücklich versorgte ich den Fisch und wartete auf meinen Kollegen Ecki der für schöne Fotos sorgte (Vielen Dank nochmals!).

Also Leute nicht verzagen wenns mal nicht so klappt, denn wie gesagt: es gibt Tage da gewinnt man!!
 
 
Der konnte den Himbeer Fish Kugeln von Zado Baits nicht widerstehen!
 
 

Ingo Nigitz, Austria