Samstag, 18. Januar 2014


Outtakes 2013

Jeder kennt diese Berichte, die alle mit dem gleichen Kredo enden : Veni, Vidi, Vici - Ich kam, sah und siegte. Oft beginnen diese Berichte damit, dass eine Reise an ein neues 10000ha Gewässer gestartet wird, sieben Tage fischen und genau der eine Zielfisch, der 40kg Fully Scaled Koi, beißt auf des Autoren Rig. Natürlich kann so etwas immer mal mehr oder weniger zufällig passieren. Doch nicht immer läuft alles wie am Schnürchen, denn manchmal geht auch das ein oder andere in die Hose und wie das dann aussehen kann, möchte ich euch in diesem Bericht ein wenig näher bringen, in der Hoffnung dem ein oder anderen einen Schmunzler zu entlocken. Vielleicht musstet ihr ja selbst schon ähnliches erleben:
 
Angefangen hat alles mit dem Erwerb einer Jahreskarte an einem neuen Gewässer, einer Schottergrube mit sehr geringem Fischbestand. Mein erster Besuch an das neue Gewässer, ich wollte nur einen Kumpel besuchen und den ein oder anderen Hecht verhaften, doch es kam alles anders: beim Einstieg ins Boot verlor ich am glitschigen Boden das Gleichgewicht und begann zu taumeln, beide Hände voller Tackle. Im Flug dachte ich mir noch:" So Ingo, es gibt jetzt zwei Optionen: entweder ein Sturz ins 4 Grad kalte Wasser oder doch ins Hartschalenboot." Meine Wahl fiel auf das Boot, da ich keine Lust hatte auf eine erfrischende Abkühlung und auf den anschließend obligatorischen Kauf eines neuen Smartphones. Nun ja um das ganze Abzukürzen: ich traf mit meinem Torso auf die Sitzplanke des Bootes und kam vorerst mit dem Schrecken davon. Vorerst. Ich konnte dann sogar einen Hecht überlisten, doch am Nachmittag bei der Heimreise wurden die Schmerzen immer größer. Diagnose: Rippenprellung. Fazit: 7,5 Wochen Schmerzen!!!! Jeder der schon mal eine Rippenprellung hatte, weiß wovon ich spreche! Na dieses Jahr fängt ja schon gut an!
 
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Wenigstens einen Zahnfisch konnte ich überlisten…
 
Nachdem die Wetterfee heuer wohl keinen Bock auf das Frühjahr hatte und einen beinahe nahtlosen Übergang von einem sechs-monatigen Winter bei gefühlten -30 Grad zu einem erbarmungslosen Sommer mit Rekordtemperaturen von +40Grad schuf, ging es also im Juni, nach 6 geblankten Nächten, los mit meinem ersten Run. Mitten in der Tiefschlafphase riss mich der Vollrun aus den süßen Träumen, wobei ich sagen muss, dass ich eigentlich erst aufgewacht bin als ich schon vor der Rute stand. Manche Prozesse automatisiert man eben auch beim Fischen. Dann ging alles relativ schnell: Kontaktaufnahme. Baum. Vorfachbruch. Fluchen. Ob da beim Vorfach geplante Obsoleszenz im Spiel war? Nein, es waren diese verdammten Muscheln!!! Ich mag die Viecher nicht!
 
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Vielleicht beim nächsten mal...


Die nächste Aktion kam erst nach der Nacht Nummer elf. Gegen 6:00 Uhr früh wachte ich auf und begann schon langsam die Hoffnung zu verlieren. Plötzlich, es waren vielleicht fünf Minuten vergangen, lief eine Rute ab. Ich versuchte ruhig zu bleiben, doch der Damm hielt nicht und das ausströmende Adrenalin versetzte meinen Körper in einen Rausch. Nun ja, was dann kam, sollte nicht passieren. Irgendwie schaffte ich es, dass ich mit der Schraube meines Motors jene Schnur aufsammelte an der jener Kamerad hing hinter dem ich schon seit elf Nächten her war. Verzweifelt und den Tränen nahe stieß ich einen Verzweiflungsschrei gen Himmel und fragte mich, warum ich nicht der Gnade Petrus hold war. Doch es kam anders: ich schaffte es die Schraube abzumontieren und die Schnur von der Welle zu lösen und siehe da. Anscheinend hatte ich nicht nur Petrus Gnade auf meiner Seite, nein, ich glaube ich stehe sogar ganz oben auf seiner Freundesliste, denn an der freigelegten Schnur zappelte noch der Fisch. Mein erster Karpfen an diesem neuen Gewässer und gleich so ein Brummer. Der darauffolgende Erlösungsschrei drückte meine ganze Erleichterung und Freude aus. JUHUUUUUU!!!!!
 
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Endlich, der Bann war gebrochen!
 
Weiter ging es mit einer einwöchigen Session an mein Hauswasser. Die ersten 3 Nächte verliefen ohne Aktion, was mich nicht weiter wunderte geschweige denn störte. Ich genoss die Zeit am Wasser und stellte nebenbei ein wenig den Hechten nach. Dann in der vierten Nacht gegen 5 Uhr früh riss mich das Gepiepse des Receivers aus dem Schlaf. Nun scheiterte ich wieder, so wie im Frühjahr, beim Sprung ins Boot: da es in der Nacht ein wenig geregnet hatte, war der Boden des Bootes nass. Vorhersehbar rutschte ich natürlich wieder aus, doch katzengleich konnte ich mein Gleichgewicht halten und stieß nur mit meinem Schienbein gegen die Sitzbank, mit der im Frühjahr schon meine Rippe Bekanntschaft gemacht hatte. Ohne weiteren Zwischenfall gelang mir die erfolgreiche Landung des Fisches, der einem White Onion Snowman nicht wiederstehen konnte. Diese Kugel ist einfach der Hammer!!
 
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Omnomonom!!! Der hat schon mehrere Kilo Boilies vernichtet!
 
Nach dem der Fisch versorgt war bemerkte ich allerdings, dass da etwas bei meinem Schienbein nicht ganz stimmte. Zögerlich riskierte ich einen Blick. Wuaaaääähhh! Anscheinend schabte mir die Kante der Sitzbank ein knapp 6cm langes Stück Haut und Fleisch vom Schienbein. Lecker!!! Schnell versorgt machte ich mir aber nicht weiter drüber Gedanken, denn ihr wisst ja: nur die Harten kommen durch und von denen nur die Hälfte!!!
In der nächsten Nacht weckte mich wieder der Receiver. Dazu aber eine kurze Vorgeschichte: ich fischte mit sechs Ruten und zwei Receivern. Schlau wie ich bin, positionierte ich diese zwei direkt nebeneinander. Da alle sechs Ruten verteilt waren. prägte ich mir die Farbverteilung gut ein. Doch so wie das Butterbrot immer auf der Butterseite landet, ging es auch diesmal schief. Nachdem der Biss erfolgte, sprang ich ins Boot und es ging ab zu der Rute. Doch die vermeintliche Rute war stumm. Der Hanger schaukelte nur hypnotisch im Wind. Kein Zeichen von einem soeben gehakten Fisch, der die Schnur von der Rolle reißt. Doch leise, in der Ferne, konnte ich meine Funkbox vernehmen. Moment mal: grünes Licht am Receiver... Hmmm... Aber klar doch!! Ich verdammter Trottel!!!! Die Farbe grün gibt's ja am zweiten Receiver auch noch!!! FUCK!!!!! Boot gewendet und ab in die andere Richtung. Und siehe da, an diesem Bissanzeiger leuchtete ein Licht und ich konnte auch Gepiepse vernehmen, das mit jedem Meter den ich in Richtung Rute fuhr, lauter wurde. Rute ab ins Boot und schon ging der Tanz los. Auch diesen Fisch konnte ich, trotz der Startschwierigkeiten, sicher landen. Und dann noch so eine Rakete. Geil! Und noch dazu einer der wenigen Spiegelkarpfen in diesem Wasser!!! Der Hammer!!!!
 
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Geil, geil, geil, geil, geil!!!
 
So, ich hoffe ich konnte euch beim Lesen ein wenig zum Schmunzeln bringen. Auch wenn das Geschichten sind die ein wenig an meiner eigenen Inkompetenz liegen, oder ist es meine Schusseligkeit, ach nennt es wie ihr wollt: doch jedes Mal wenn ich mir meine Fotos anschaue, denke ich an diese kleinen Hoppalas und irgendwie möchte ich sie nicht missen (außer vielleicht die Rippenprellung, auf die könnte ich gut verzichten), denn es sind diese Storys, die gefangene Fische noch bedeutender machen.
In diesem Sinne: Tight lines und eine gute Saison 2014!

Ingo Nigitz  Zado Baits