Dienstag, 26. November 2013


              Morgen ist ja auch noch ein Tag!

Als Besitzer von Jahreskarten für sechs Gewässer, schaffe ich es natürlich nicht an allen gleich viel zu angeln. Das wahrscheinlich Beste davon, eine Schottergrube in der Steiermark, habe ich die letzten beiden Jahre besonders vernachlässigt. Nur drei verlängerte Wochenende verbrachte ich dort- erfolglos!

Immer war ich mit Freunden dort und es gab tausend wichtigere Sachen als nach erfolgversprechenden Stellen zu suchen, und so wurden die Ruten eigentlich meistens „irgendwo“ abgelegt! Einzig die Jagd nach Zahnfischen war erfolgreich, und auch meine bessere Hälfte konnte den einen oder anderen dicken Hecht fangen!



 
Vor zwei Wochen hatte ich ein paar Tage Zeit, das Wetter passte und so wollte ich noch einmal versuchen meinen ersten Karpfen an dieser Schottergrube zu fangen. Am Wasser angekommen wurde ich vom einzigen anderen Angler begrüßt, der Aufbau von Zelt, Boot und Ruten dauerte ewig, ein paar Biere waren auch rasch getrunken und somit landeten die Ruten wie gewohnt- irgendwo!
Egal, morgen ist ja auch noch ein Tag…!

 
Der nächste Tag war dann auch wirklich herrlich. Windstill, sonnig, warm, einfach perfekt um nach guten Stellen zu suchen. Aber auch perfekt um den Zahnfischen im glasklaren Wasser eine Falle zu stellen, was ich dann auch erfolgreich tat! Somit blieben die Karpfenruten dort wo ich sie am Tag zuvor ausgebracht hatte, irgendwo!
Egal, morgen ist ja auch noch ein Tag…!

Der nächste Tag war dann nicht ganz so herrlich, Sturm, starker Regen und kalt!
Also stand ordentlich Ausschlafen, ordentlich Essen und ordentlich Faulsein am Programm, eigentlich auch schön! Und die Karpfenruten blieben natürlich irgendwo!

Tag 3! Wieder windstill, sonnig und warm! Ideale Verhältnisse um die Ruten neu rauszubringen- was ich doch tatsächlich tat! Voll motiviert montierte ich meinen Allzeit-Klassiker, Zadomaso- Kugeln, monatelang sorgfältig gereift im Krabbendipp, unter normalen Umständen unwiderstehlich, sollte doch auch hier funktionieren!

Schon zwei Stunden später die Bestätigung, ein fetter Spiegler hat das kleine Krautloch genauso gefunden wie ich, geht doch! Fisch im Kescher abgehakt, Kugeln passen noch, also wieder runter damit und zurück zum Petri-Bier!


Kurz nach dem Abendessen dann ein einzelner Piepser auf derselben Rute, wenige Sekunden später der gute alte Dauerton, ein paar Minuten danach bin ich über dem Fisch, irgendwie fühlt er sich komisch an, ruhig und schwer aber immer wieder Rucken und Schlagen gegen die Schnur! Es wird doch nicht eines der boilliefressenden, schwarzen Monster mit langem Bart sein die es hier haufenweise gibt!?! Nach fünf Minuten hab ich genug, Bremse voll zu, Kopflampe an und hoch mit dem schwarzen Vieh… ganz schnell öffne ich die Bremse wieder und mache vorsichtig weiter, was ich im Schein der Lampe gesehen habe war nicht schwarz und lang, nein, es ist hell, hoch, fett, die Übersau von einem Schuppi!!! Mit zittrigen Knien ziehe ich ihn einige Minuten später übers Netz! Geht doch!

Am Ufer angekommen hilft mir mein Nachbar Wolfgang, beim Fotografieren und Wiegen, unsere Schätzungen liegen gut 3-4 Kilo unter dem tatsächlichen Gewicht, es ist der schwerste Schuppi im See und nach über 10 Jahren kann ich meine Bestmarke endlich wieder einmal verbessern!




Der nächste Tag und die letzte Nacht brachten keinen Fisch mehr, was mich schon normal nicht sonderlich stört, diesmal war es mir aber wirklich absolut egal! Das heurige Jahr war mit nur 40 Nächten am Wasser karpfentechnisch mit Abstand mein schwächstes, irgendwie hatte ich auch keine Lust mehr zu fischen, es gab Wichtigeres zu tun, dieser Fisch macht aber Freude auf das nächstes Jahr!

LG-Schurl




 

 

Dienstag, 19. November 2013

Von Handyallergikern, alten Freunden und gelben Geschuppten!

Kurze Vorgeschichte:  

Ich hatte mir neue Bissanzeiger angeschafft und war auf der Suche nach einem  Abnehmer für meine alten, für die ich keine Verwendung mehr hatte. Sehr schnell fand sich ein Käufer, und wir vereinbarten einen Übergabeort und Zeitpunkt. Bei der Übergabe erzählte mir der Käufer, dass er gerade mitten in einer langen Session von mehr als vier Wochen an seinem Hauswasser sei. Euphorisch berichtete er mir von seinen Fängen von Fischen jenseits der 25kg Marke und von einem Wasser, welches paradiesische Konditionen prophezeite. Es sollte sich um eine 15ha Schottergrube handeln, mit einer Tiefe von bis zu 14m, Fische mit einem Gewicht bis zu 29kg, etc.. Auch war der See weniger als eine Stunde Anreise entfernt.Summa sumarum: dieser See hatte mein Interesse geweckt, vor allem deswegen da dieser See in meinem Bundesland ist und ich bis dato noch nie etwas von ihm gehört hatte (was mich zugegeben ein wenig stutzig machte). Auch machte der Käufer einen netten Eindruck, und als ich meine Neugier an diesem mir noch fremden Wasser deutlich machte fragte er mich sofort ob ich mit ihm einmal eine gemeinsame Session dort machen wollte. Sogleich vereinbarten wir einen Termin für einen 4-tägigen Trip im August. Nun ging es darum weitere Informationen zu diesem Wasser einzuholen, da ich gerne gut vorbereitet bin. Aus diesem Grund klingelte ich mal bei meinen Freunden durch, jedoch ohne jegliche weitere Infos zu bekommen. Stattdessen bekam ich etwas viel besseres: mein alter Schulkollege Luki, der mir dir Geheimnisse der Boiliefischerei vor gut 15 Jahren näher brachte, wollte mich bei diesem Trip begleiten. Somit schafften wir es auch dieses Jahr, die Tradition zu wahren  und zumindest einen gemeinsamen Trip zu machen. Schnell verging die Zeit bis zum anvisierten Termin und am Tag zuvor telefonierte ich noch kurz mit dem Kollegen, der meine Bissanzeiger gekauft hatte und für uns die Platzreservierung vorgenommen hatte, um noch mal eine genaue Wegbeschreibung zu bekommen und die Uhrzeit für die Ankunft, damit er uns als Local-Resident bei allen anfallenden Förmlichkeiten unterstützen könnte. Früh morgens traf ich mich mit meinem Freund Luki vor der Autobahnauffahrt und im Konvoi ging es Richtung See. Bis dahin verlief alles wie am Schnürchen: das komplette Tackle, Schlauchboot, Motor, Batterie, Echolot, ca. 60kg Futten in Form von Partikeln und Zado White Onion Boilies befanden sich im Auto, auch der Regen lies vormittags ein wenig nach und wir waren beide gespannt wie ein Regenschirm welche schlaraffenland-ähnliche Zustände uns erwarten würden. Bäche aus Milch und Honig waren uns egal, aber mal so eine richtige Hammersession hinlegen wo es die 20er Karpfen nur so regnen lässt, das wäre doch was!! Jedoch sollte es dann doch wie so oft ganz anders kommen und die Troubles begannen schon kurz nach der Autobahnabfahrt, da wir den See auch mit zwei Navigationsgeräten nicht auffinden konnten und auch meine Bissanzeiger-Käufer, mit dem ich tags zuvor noch den genauen Zeitpunkt ausmachte, schien plötzlich eine Handyallergie zu haben. Nach insgesamt 8 nicht beantworteten Anrufen gab ich auf und wir fragten einfach ein paar Spaziergänger nach dem Weg, und es stellte sich heraus, dass wir, Gott-sei-dank, keine zwei Minuten vom See entfernt waren. Endlich am See kam dann die Ernüchterung: kein Karpfenfischerparadies wie es im Bilderbuch steht!! Dieser See hatte maximal 5-6ha, und anscheinend war der vermeintliche Geheimtipp absolut kein Geheimtipp denn es schienen relativ viele Gleichgesinnte anwesend zu sein. Nach einer schnellen Seerunde und weiteren fünf Anrufen bei dem Typen mit der noch andauernden Handyallergie, kam mir und meinem Freund langsam der Zweifel auf ob dieser Typ überhaupt noch vorbeikommen würde, denn als wir den See-Verantwortlichenantrafen und nach den reservierten Plätzen fragten meinte dieser, dass keine Reservierung vorliegen würde!!! Na toll, kurz überlegten wir zu meinem Hauswasser auszuweichen, doch dies hätte eine weitere Anfahrt von 2,5h bedeutet. Diese Option schlossen wir somit gleich wieder aus. Das Problem mit der nicht vorhandenen Reservierung sollte jedoch unser kleinstes Problem sein, denn die Plätze die wir bekamen waren unserer Meinung nach nicht schlecht, da wir hier sehr aussichtsreiche Spots befischen konnten. Nun kam es aber Schlag auf Schlag: wir erfuhren dass ein Fütterverbot herrscht (toll 40kg Partikel gekocht!!), die Karte die wir zogen kostete doppelt so viel wie erartet und der Einsatz von Booten ist nur Welsfischern zum Ausbringen der Montagen gestattet. JUHU!!! Mein ansonsten doch recht sonniges Gemüt verabschiedete sich für einen kurzen Moment und aus Dr. Jekyll wurde Mr. Hyde, und ich stieße ein bis zwei nicht ganz jugendfreie Flüche gen Himmel. Nach längerer Diskussion mit dem Aufsichtsfischer gestattete dieser uns jedoch mit dem Boot wenigstens ein paar Spots zu suchen und Marker zu setzten. Naja, besser als nichts! Der aufmerksame Leser wird sich jetzt vielleicht fragen ob der Typ der mir diesen See empfohlen hatte schon aufgekreuzt ist. Um es kurz zu machen: ich habe von diesem Kerl nie wieder ein Sterbenswörtchen gehört. Bis heute frage ich mich noch manchmal was in dessen Kopf vorging uns hierher zu locken und dann so zu verarschen! An den Bissanzeigern kann es nicht gelegen haben, denn die waren in einwandfreiem Zustand! So aber jetzt wirklich zum eigentlichen Thema: den Carps! Bevor es zum suchen der Spots ging stellten wir schnell noch die Bivvies auf, da es für die nächsten Tage sehr viel Regen vorhergesagt hatte. Beim Suchen der Spots waren wir eigentlich schnell erfolgreich, denn drei Ruten fischten wir in Ufernähe und die übrigen drei wurden verteilt vor ein Plateau gelegt, welches sich einige hundert Meter parallel zum Ufer erstreckte und von ca 9m auf 4-5m ansteigt.


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Wenn nicht hier, wo dann??




Zwei Ruten wurden mit Tigernüssen und Fake-Mais, der in Zadobaits White Onion Dip eingelegt war ausgestattet, die übrigen Ruten bestückten wir mit Zadobaits White Onion 20mm mit entweder sehr grellen 10mm Fluoro Pop Ups bzw. 15mm Zadobaits High Protein Pop Ups.
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White Onion mit High Protein Pop Up am 6er Haken 

 


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Welche wird wohl als nächstes ablaufen?


Um ehrlich zu sein fischte mein Freund zuerst mit seinen Billig-Boilies die er in großen Mengen für den Einsatz an großen Naturseen kaufte, jedoch stellte sich sehr schnell heraus das die hochwertigeren Zado Boilies fingen und die Fallen die mit der Billigkugel bestückt waren komplett unproduktiv blieben, was nicht am Spot liegen konnte, da auch diese Ruten am zuvor erwähnten Plateau abgelegt wurden. Der erste Fisch lies gar nicht lange auf sich warten, es war eine meiner Ruten die meiner Meinung nach am erfolgversprechendsten Spot, am Ende eines ins Wasser ragenden Baumes genau dort wo sich das Plateau beginnt in Richtung Wasseroberfläche zu recken, abgelegt worden war (siehe Foto oben). Es handelte sich um einen ca 7kg Schuppenkarpfen. 

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Number One!


Wenig später, es war so gegen 16:00 und es regnete in Strömen, lief wieder eine meiner Ruten ab, jedoch verabschiedete sich der Fisch im Drill. Wie immer wenn wir gemeinsam ein neues Wasser in Angriff nehmen, fischten wir Run-to-Run, und auch hier sollte sich dies als fair herausstellen, denn Luki´s Spots erwiesen sich schon
bald als tot. Außerdem ist es unter Freunden doch viel angenehmer wenn keiner blanken muss, somit gilt hier der etwas abgewandelte Slogan: Geteilte Freude ist doppelte Freude!! In der ersten Nacht konnte ich noch einen schönen 15kg Spiegler auf einen White Onion Snowman fangen und zwei weitere Fische gingen verloren. 


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Schon besser, aber leider mit ramponiertem Maul!


Irgendwie war mein Kumpel echt vom Pech verfolgt, denn er verlor in der ersten Nacht zwei Fische. Als Grund hierfür vermute ich den doch starken Angeldruck, und den unvorsichtigen, brutalen Umgang mit den Fischen, denn bis auf zwei Ausnahmen waren die Mäuler der Fische ziemlich ramponiert, was den nicht sicheren Sitz des Hakens zufolge hat. Am Vormittag war ich dann wieder an der
Reihe und die Maschen des Keschers schlossen sich über einem 11,6kg Schuppi. Erst am Nachmittag kam der nächste Run, die Rute etwas weiter draußen beim Plateau, und Luki konnte seinen ersten Karpfen auf der Habenseite verbuchen. Es handelte sich dabei um einen der kleineren Fische des Sees, aber wenigstens war er
makellos und das Maul unversehrt. 


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Klein aber fein! Und nein, Lukas ist kein Hindu, der rote Punkt auf seiner Stirn stammt von einer Begegnung mit einem 113g Zigarrenblei (Autsch!!!).


In der zweiten Nacht bekamen wir insgesamt nur einen Biss, was uns doch sehr stutzig machte, denn auch der darauffolgende Tag verlief ohne weitere Aktion. Jedoch konnten wir einige Fische an der Oberfläche des Sees erkennen, weshalb wir dann eine Rute umbauten um es auf der Wasseroberfläche mit einer Semmel als
Köder zu versuchen. Resümee: wir blieben erfolglos, da ein Fischen kaum möglich war da sofort die Enten auf unseren Köderzusteuerten, und wir keine Lust hatten auf einen Drill mit Donald Duck. Da nun auch schon die letzte Nacht bevorstand mussten wir unsere Taktik überdenken. Die Köder wurden ja von den Fischen angenommen, aber wir mussten die Fische irgendwie zu unseren Spots locken. Naja, ich bin nun mal kein Single-Shot Fischer sondern eher jemand der auf, zumindest ein wenig
Futter, am Spot setzt. Somit flogen die Montagen dann pro Spot zwei-viermal mit jeweils einem dicken Sack PVA gefüllt mit 15mm und 20mm White Onion Boilies raus, somit verstießen wir nicht gegen die Regeln, denn PVA war erlaubt. Und dieser kleine Mehraufwand erwies sich als goldrichtig denn in der letzten Nacht konnte Luki noch den dicksten Karpfen der Session mit 16,4kg ans Band bekommen und ich konnte noch insgesamt drei Carps bis 13,2kg überlisten. 




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Mein 13,2kg Schuppi. Auch hier deutlich zu erkennen: der eingerissene Mundwinkel!

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Lukas mit seinem 16,4kg Spiegler mit schöner dunkler Färbung. 

 

Leider verloren wir auch jeder 2 Fische. Aber um auf die neue Taktik einzugehen möchte ich einen äußerst bekannten Buchautor zu zitieren: "Wer fängt hat recht...". Die Bilanz: Lukas fing zwei Fische bis 16,4kg und mir gingen sechs Fische bis 15kg ins Netz. Am nächsten Tag wurde dann schon am Vormittag das Tackle zusammengepackt und die Heimreise angetreten. Das Fazit aus dieser Session: mit guten Freunden macht das Fischen, egal wo, immer Spaß. Auch wenn sich die Herausforderung am Ende an diesem Wasser als nicht allzu groß herausstellte, waren die 2-3 Runs pro Tage eine willkommene Abwechslung im Vergleich zu meinem Hauswasser, wo es sein kann dass man schon mal 11 Nächte fischen muss um einen Karpfen zu Gesicht zu bekommen.

 
Deswegen verbleibe ich mit dem alten Motto: "Carp(e) Diem!" und wünsche euch nur die Dicken!!! 


Ingo Nigitz