Als Cassien-verwöhnte
Angelbegleitung hatte ich eigentlich wenig Lust, dorthin zum Angeln zu fahren,
wo es fast noch grüner ist als in Irland und immer regnet, auch wenn es nicht
ganz so weit weg ist.
Zudem waren die
letzten Trips von Michael dorthin auch so richtig ins Wasser gefallen, dass er
schon der „Rainman“ genannt wird.
Die
Wettervorhersage für die nächsten 2 Wochen gab mir noch den Rest: es sollte
nämlich jeden Tag regnen, bis auf einen Tag, wo mal die Sonne durchblitzen
durfte.
Die Motivation,
zu packen also gleich null. Habe mir sogar überlegt, die Daunenjacke
einzupacken, das extra Winterfutter für den dicken Schlafsack hab ich mir aber
dann doch gespart. Also 2 große Taschen mit Klamotten, hauptsächlich
Regenkleidung, viele Bücher und noch dazu die Wärmflasche für alle Fälle.
Michael hat das
Auto gepackt, mit dem neuen Hänger war das sehr praktisch, alles schön in den
Anhänger rein, diesen dann über die Rampe ins Auto und fertig. Dazu kamen dann
halt noch ein paar Kleinigkeiten, was Frau dann so mitnehmen muss. Auch unser
wichtigstes Fortbewegungsmittel vor Ort, der „Rote Blitz“, (das „Zado Bike“),
passte noch gut in den Vito rein, ebenso die Kühlbox; falls es mal heiß werden
sollte dort, haha.
Nach 3 Stunden Fahrt
am ruhigen Sonntag waren wir dort, leider zu spät zum Mittagessen in der Jugendherberge/YMCA
direkt am See. Dafür trafen wir gleich in der Nähe die „Parkranger“ (Angelkontrolleure)
Frank und Serge, von denen wir freundlich begrüßt und mit wichtigen Angeltechnischen
Details versorgt wurden.
Nach einem
netten Plausch zurück zum Auto und alles
ausladen, den Extra Trolley für die Dame mit ihrem vielen Gepäck nicht zu
vergessen, und es ging los mit dem 20 minütigen Fußmarsch zum Angelplatz. Die Sonntagsspaziergänger und Ausflügler am
See (und davon gibt es viele) wunderten sich schon ziemlich, was wir mit
unserer Ladung da so vorhatten.
Schnell noch
einen kurzen Stop bei Paul (dem anderen sympathischen „Parkranger“) eingelegt,
der selbst noch draußen saß. Dann ging es vollbeladen weiter.
Am schönen
idyllischen Angelplatz angekommen, zog der Himmel sich immer mehr zu und
Michael musste sich sputen, das Zelt aufzubauen. Gerade geschafft, da ging es
auch schon los, schnell noch ein paar Sachen ins Trockene und es kam ein
richtiger Platzregen, so wie es dort üblich scheint. Da war meine Laune unter null, wenn es sooo schon los geht. Es dauerte
auch einige Zeit, bis sich das Wetter beruhigt hatte und wir alles fertig
einräumen konnten.
Die 4 Ruten
mussten ja auch noch gemacht werden, das war schon richtig Stress.
Ich war froh,
als wir endlich draußen sitzen konnten und gemütlich den ersten Milchkaffee
trinken. So war das schon eher nach meinem Geschmack.
Leider hatten
wir vergessen, im Supermarkt gleich neben dem Parkplatz, noch Wasser zu holen,
aber dafür gibt’s ja den roten Blitz und ruck zuck war ich wieder zurück.
Natürlich nicht ohne leckeres Brot und Pain au Chocolat.
Die erste Nacht
verlief noch relativ ruhig, in den Folgenden konnte sich Michael vor lauter Weißfischen
nicht retten und auch mein Schlaf kam durch das ständige Gepiepe zu kurz.
Außerdem gab es nachts Geräusche wie von einer Horde Wildschweinen. So etwas
hatte ich auch noch nicht gehört(außer am Cassien, wo wirklich die Wildschweine
in der Nähe waren). Es waren Fischreiher, die nachts mit ihren Jungen in den
Bäumen aktiv waren, das hörte sich tatsächlich täuschend ähnlich an!
Am übernächsten Tag war ich Richtung YMCA
unterwegs, um unser Mittagsmenü mit dem Fahrrad zu holen (also: „Essen auf
Rädern“), da gab es einen lauten Knall und der hintere Reifen war platt. Tja,
also auf zur nächsten Tankstelle, die mir dann einen Fahrradladen im Ort nannten,
den ich sogar noch vor der Mittagspause erreicht habe. Ich sollte um 14 Uhr
wieder kommen und hatte daher Zeit, mir das Städtchen mal anzuschauen und mir ein Eis zu gönnen.
Als das Fahrrad dann
endlich fertig war (hier geht es gemütlich zu, von wegen 14 Uhr!), war der Tag
schon fast rum, aber ich hatte einen schönen Stadtbummel gemacht und mich auch
noch mit der Kultur der Stadt befasst.
Trotzdem war ich
froh, als ich mit Eis im Gepäck dann zurück war an unserem Platz. Die
Temperaturen hatten nämlich gefühlte 30 Grad erreicht und ich hatte fast schon
einen Sonnenstich. Und das im „Land des Regenbogens“!
Michael hatte
die Zeit genutzt und wieder mal ein paar Schleien gefangen. Die mochten wohl
seine gefütterten Tigernüsse besonders gerne. Es waren so ca. 25 Stück, die uns Tag und Nacht auf
Trab hielten.
Erst nach 3
Tagen läutete der erste Karpfen ein. Dann wurden es fast täglich mehr, ein Mal
sogar 3 Schuppis innerhalb von 12 Stunden. Ein Spiegler war netterweise auch
noch dabei.
Wir genossen die
Tage weiterhin mit Sonnenschein, oh Wunder! Und beobachteten die Enten,
Teichhühner, Schildkröten und die
Karpfen, die sich sonnten. Ein paar Dicke waren dabei und ein Koi stand sogar
direkt bei uns unter der Rute!
Ab und an kamen
Spaziergänger, Vogelbeobachter und andere Angler, wie Reiner mit seinem Hund
vorbei, es ergaben sich nette Gespräche.
Es gab jeden
Morgen frisches Brot und die Zeitung, mittags ging´s mit dem roten Blitz ruck zuck
zum Essen fassen in die Jugendherberge (jetzt lief er einwandfrei), dann ein Nickerchen
und zwischendurch immer wieder mal ein
Schuppenkarpfen, dem die neuen Zwiebelboilies schmeckten.
Abends bekamen
wir gelegentlich Besuch von den netten „Parkrangern“, es gab Pizza und Döner
und nebenbei noch hilfreichen Lektionen von Serge und Frank, wie man das
Futterboot bedient, das sich bei uns oft so merkwürdig im Kreis bewegte, grins.
Netterweise ging Serge sogar im kalten Wasser baden, um das Boot aus den
Büschen zu befreien. Danke nochmal!
Auch Paul (der
andere sympathische „Parkranger“), der einen Angelladen in der Nähe hat, half
uns aus der Patsche und brachte noch einige Utensilien wie Backleads etc. vorbei,
die wir daheim vergessen hatten. Toller Service!
Wir hatten dann
bald noch einen netten Mitbewohner im Zelt, unsere Zeltmaus, die sich
unablässig bemühte, an die leckeren
Boilies zu kommen. Irgendwann habe ich ihr dann immer ihre tägliche Ration
parat gelegt und sie bewegte sich ganz
selbstverständlich im Zelt, wie wenn es ihr Zuhause wäre. Bald kam Maus Nr. 2
dazu und es gab richtige Mäusejagden und Rutschpartien zwischen dem Zeltdach
und Überwurf. Denen hat´s gefallen. Mir auch; Besser als „die Mäusejagd“ im
Kino!
Ein weiterer
Mitbewohner des Angelplatzes war unsere Pflegeente „Speedy“. Sie kam eines
Tages angeschwommen in absoluter Schieflage. Sie musste sich mit Schnabel und
Flügeln abstützen, um überhaupt aus dem Wasser rauszukommen. Wir dachten
wirklich, sie ist am Ende. Sie sah völlig zerrupft aus wie „unser“ Wiener nach
dem Aufstehen. Und das ist wirklich heftig!
Nach ein paar
Tagen Proteinfutter mit Wasser ging es
ihr aber immer besser, sie konnte sich wieder putzen und durch die Gegend
humpeln und kam sogar ins Zelt, wenn sie Hunger hatte. Diesen meldete sie auch
durch kurzes Hacken mit dem Schnabel in die Schuhe an, und sie blieb so lange
sitzen, bis es was Leckeres aus der Kiste gab.
Hoffentlich
sehen wir sie beim nächsten Mal gesund und munter wieder!
Alles in allem
ein sehr schöner „Urlaub im Park“ für mich, bei dem wir auch gut gefangen
haben, auch wenn der Dicke auf sich warten ließ.
Aber keine Frage, wir kommen wieder, bis die Tage!